Das Projekt wurde gefördert durch ein Stipendium des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg.
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ARTIST AVATAR
In den Zeiten der Pandemie hat sich die Darstellende Kunst mehr und mehr in den virtuellen Raum verlagert. Ich möchte, in Kooperation mit Dorle Ferber und Evelina Winkler, erforschen wie es sich auf die Künstler_Innen auswirkt, dass sie auf einmal nur noch als Digitale-Avatare mit ihremPublikum in Kontakt treten dürfen.
Welche Möglichkeiten eröffnen sich in der Performance und Tanzkunst aus diesem Zustand?
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Hier gehts zum TRY OUT eines interaktiven Stückentwicklung mit dem Publikum via Social Media
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Dorle Ferber, frei schaffende Musikerin, Stimm-und Klangkünstlerin
Nach dem Musikstudium in Mannheim spielte sie live und im Studio mit verschiedenen Gruppen, u.a.mit Zyma, Zauberfinger, Cochise. Die letzten Jahre ist sie vor allem mit ihrem Solo-Programm unterwegs, kooperiert für viele Einzelpropjekte und spielt im Duo mit dem Kontrabassist Kolja Legde. Sie arbeitet sowohl interdisziplinär als auch über kulturelle und stilistische Grenzen hinweg. In ihre Arbeit fließt die Beschäftigung mit außereuropäischer Gesangskulturen, die Phonetiken anderer Sprachen, Stimmqualitäten und Lautpoesie ein. Sie vertont eigene und fremde Texte, komponiert für Tanz, Theaterprojekte, Performance. Zudem gestaltet sie soziale Musikprojekte mit besonderem Fokus auf Stimme- an Schulen, Hochschulen und freien Kultureinrichtungen.
Mitwirkende Künstlerinnen
Evelina Winkler ist freiberufliche Filmemacherin und Fotografin aus Mannheim. Nach ihrem Studium der Medien- und Kulturwissenschaften in Düsseldorf, arbeitete sie in Filmproduktionen, im Videojournalismus und für die Deutsche Welle in Bolivien. Dabei hat sie sich insbesondere dem Dokumentarfilm verschrieben.
In ihren Arbeiten spielen feministische Perspektiven, Alltagswiderstand ("everyday resistance") und Themen rund um Stadt und Migration eine wichtige Rolle. Momentan arbeitet sie als Autorin und Regisseurin an dem Dokumentarfilm „SUPERBOHATERKI*Superheldinnen“ (80min), der Akten des Widerstands und neue Selbstentwürfe von Frausein unter einer nationalkonservativen Regierung im heutigen Polen folgt. Schon vor dem Lock-down bedingten Theater Streaming war sie als Regisseurin, Kamerafrau und Editing für Produktions Dokus im Bereich Performance engagiert.
Miriam Markl, freiberufliche Tänzerin und Choreographin
Ein großes Anliegen von Miriam ist es, mit ihrer künstlerischen Arbeit, Menschen für zeitgenössische
Performance Kunst zu begeistern die sonst nur wenig Berührungspunkte damit haben. Dabei forscht sie an der
Schnittstelle zwischen Alltag und Kunst und sammelte u.a. Erfahrung in Straßenperformances in Deutschland,
Italien und der Schweiz und zeigte eigene Stücke auf öffentlichen Partys in Berlin und Mannheim. Zudem erprobte sie in der Pandemie virtuelle, interaktive Performancekonzepte in der Serie Kunst als alltägliche Begegnung.
Michael Kiedaisch
Website: https://www.michaelkiedaisch.de/
Hast du während der Pandemie eines deiner Werke online präsentiert?
Ja. Sowohl mit www.jazzamschoenberg.de als auch mit https://open-music.eu haben wir Stücke im Spannungsfeld Improvisation-Komposition produziert. Ausserdem war ich bei Live-Stream Konzerten beteiligt. Eine eher unbefriedigende Erfahrung, da der Kontakt zum Publikum fehlt und man auch nicht weiß, ob überhaupt jemand zuhört/zuschaut…
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Nutzt du Social-Media um deine Werke zu präsentieren? Wenn ja, wie?
Nein. Ich selbst nutze nur direkte, persönliche Infomails oder Newsletter. Open Music ist bei Facebook präsent.
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Wenn ja, welches Erfahrungen hast du gemacht? Was waren die Vor- und Nachteile der virtuellen Präsentation? Welche Tipps würdest du anderen KünstlerInnen geben?
S.o. Die virtuelle Präsentation widerspricht vollkommen meinem Verständnis von Musik. Keine technisch noch so gut gemachte Präsentation kann das Live-Erleben von Musik und das Feedback eines Publikums ersetzen. Allenfalls die Möglichkeit der Produktion von Aufnahmen war für mich befriedigend. Das ist aber nichts neues, war vor Corona auch schon so. Die Überfülle der virtuellen Präsentationen der letzten Monate war kein Ersatz für Live-Konzerte! Musik muß live stattfinden können!!!
Photo by Tess Lucassen
Elisabeth Kaul
Hast du während der Pandemie eines deiner Werke online präsentiert?
Im Frühling habe ich ein kurzes Stück zusammen mit einer Kollegin erarbeitet. Wir waren sehr überzeugt davon, es live performen zu können. Letztendlich waren die Theater dann jedoch noch geschlossen und so hatten die Videoaufnahme des Stücks online Premiere.
Gab es ein positives Beispiel für eine virtuelle Präsentation, das du als Zuschauer erlebt hast?
Ich habe einige Jahre Social-Media als Werbeplattform für meine Arbeit genutzt. Außerdem ist es mir wichtig mit Publikum und Menschen generell in Kontakt zu kommen, mich über Konzepte auszutauschen, Reaktionen zu bekommen und am Arbeitsprozess teilhaben zu lassen. Allerdings hab ich Social-Media bisher nicht als performative Plattform für eine direkte Präsentation meiner Stücke genutzt sondern eher als Medium der Vermittlung und Reflexion.
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Wenn ja, welches Erfahrungen hast du gemacht? Was waren die Vor- und Nachteile der virtuellen Präsentation? Welche Tipps würdest du anderen KünstlerInnen geben?
Im Rahmen meiner Nutzung von Social-Media konnte ich immer wieder feststellen, wie wichtig eine Strategie in der Nutzung ist. Basis ist grundsätzlich die Bereitschaft sehr regelmäßig Zeit zu investieren, um nicht nur zu posten, sondern auch die Inhalte der Posts zu erarbeiten. Es bedarf gewissermaßen einer Dramaturgie und daher auch einer (künstlerischen) Vision. Ich stand mehrmals vor der Frage, ob ich die Bedürfnisse und Formate der Plattformen mit meinen eigenen Ansprüchen an Arbeit und Vermittlung vereinbaren kann. Das ist mir bisher nicht wirklich gelungen, kenne aber Beispiele von Kolleg*innen, bei denen beides organisch zusammenfindet. Manchmal kann es helfen, sich Unterstützung von anderen zu holen und diese Unterstützung dann vielleicht auch als Gegenleistung selber zu geben. Social-Media bietet eine funktionierende, weitreichende Plattform für künstlerische Arbeit, hat allerdings ganz bestimmte Rahmenbedingungen und oft auch eine vorgegebene Ästhetik. Als Künstler*in ist man daher nicht ganz frei die Lesart und das Format der eigenen Arbeit - egal ob Performance, Werbung oder Austausch - nach den Bedürfnissen der Arbeit auszuwählen. Außenstehende finden dann manchmal einen besseren Weg die Arbeit zu rahmen bzw. zu posten, so dass sich der gewünschte Inhalt kommuniziert. In der heutigen Welt scheint Social-Media in künstlerischer Arbeit fast unerlässlich, jedoch finde ich es sehr wichtig sich zu fragen, ob und wie man persönlich das Format für sich nutzen kann. Und zwar immer so, dass die Inhalte im Idealfall die eigene Arbeit bereichern. Sollte das nicht der Fall sein, würde ich auf die Nutzung verzichten und dadurch vielleicht entstehende Nachteile in Kauf nehmen.
Photo by Alexander Ehhalt
Edan Gorlicki
Website: https://edangorlicki.com
Hast du während der Pandemie eines deiner Werke online präsentiert?
Ja, das habe ich. Nur ein Stück, es heißt "Impact" und sollte vier Tage nach Beginn des Lockdowns Premiere haben.
Rückblickend würde ich das nie wieder machen, weil es nicht meine Arbeit ist. Meine Arbeit soll live sein und lässt sich nicht in ein virtuelles Format übersetzen.
Trotzdem habe ich einige Ideen, wie ich meine Arbeit in ein virtuelles Format übersetzen kann. Derzeit plane ich ein Hybrid-Format im November.
Gab es ein positives Beispiel für eine virtuelle Präsentation, das du als Zuschauer erlebt hast?
Es gab ein Beispiel für eine virtuelle Präsentation, die mir sehr gut gefallen hat. Weil sie die Vorteile des digitalen Raums genutzt haben.
Es war eine Firma aus den Niederlanden, die mit einer neuen Website aufwartete. Diese Website war eine Imitation eines Theaters und man konnte herumwandern, die Bar, die Bühne usw. besuchen. Außerdem konnte man online mit anderen Besuchern interagieren.
Wenn ja, welches Erfahrungen hast du gemacht? Was waren die Vor- und Nachteile der virtuellen Präsentation? Welche Tipps würdest du anderen KünstlerInnen geben?
Ich würde anderen Künstlern empfehlen, sich über den virtuellen Raum zu informieren, da es ein Bereich ist, über den man nichts weiß. Versuchen Sie, so viel darüber zu lernen, wie Sie können.
Engagieren Sie nicht einfach jemanden, der das technische Know-how hat, um Ihre Arbeit online zu präsentieren. Arbeiten Sie von Anfang an mit jemandem zusammen, der weiß, wie man es macht. So dass diese Person von Anfang bis Ende Teil Ihres kreativen Prozesses wird.
Betrachten Sie den virtuellen Raum als ein eigenes Universum. Betrachten Sie den virtuellen Raum nicht als irgendeinen anderen Raum.
Delphina Parenti
Website: https://delphinaparenti.wixsite.com/delphina
Hast du während der Pandemie eines deiner Werke online präsentiert?
Ja
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Nutzt du Social-Media um deine Werke zu präsentieren? Wenn ja, wie?
Nicht wirklich, mit Ausnahme von kurzen Clips und Improvisationen auf Instagram. Oder, wenn ich eine bevorstehende Aufführung habe, poste ich etwas darüber!
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Wenn ja, welches Erfahrungen hast du gemacht? Was waren die Vor- und Nachteile der virtuellen Präsentation? Welche Tipps würdest du anderen KünstlerInnen geben?
Für mich persönlich fühlt es sich oft nervig an, dass ich mich selbst bewerben muss und Zeit damit verbringe, Leute für das, was ich tue, über soziale Medien zu interessieren. Vor allem, weil man die kurze Aufmerksamkeitsspanne der Leute so schnell einfangen und etwas posten muss, das vielleicht auffälliger und weniger subtil ist, als das, worum es bei der eigenen Arbeit eigentlich geht.
Aber ich denke, es ist eines dieser Dinge, die sich letztendlich auszahlen können, wenn man ein wenig Arbeit hineinsteckt und einen Weg findet, es für sich selbst lustig/interessant zu machen!
Was das Erstellen virtueller Inhalte angeht, finde ich es viel herausfordernder als Live-Präsentationen, und es hat mich irgendwie dazu gezwungen, meine Erzählperspektive zu ändern, was ich eigentlich sehr cool finde und was mich als Künstlerin vorangebracht hat. Es war sehr aufregend, auf diese Weise zu arbeiten, und für die Darsteller, vor einer Kamera arbeiten zu müssen, aber die Reise in verschiedene Umgebungen zu gehen, um dort zu drehen, ist auch sehr aufregend im Vergleich zur Bühnenumgebung, und es eröffnet mehr Visionen, Bilder und Möglichkeiten, wenn man einmal dort ist.
Die Sache ist die, dass man nicht diesen Energieaustausch mit dem Publikum hat, den man auf einer Theaterbühne oder in einem ortsspezifischen Raum erfährt. Und ich musste lernen, wirklich geduldig zu sein mit der Zeit, die man für den Schnitt braucht, und für die Nachbearbeitung, je nachdem, wie wir von einer Szene in die nächste übergehen.
Ich habe auch gelernt, auf kleine Details zu achten, die ich auf der Bühne nicht unbedingt bemerken würde, wie zum Beispiel BH-Träger, die in Nahaufnahmen auf der Kamera zu sehen sind!
Photo by Gallery Lukisan
Herlambang Bayu Aji
Website: https://herlambangbayuaji.webs.com/
Hast du während der Pandemie eines deiner Werke online präsentiert?
Jein. Ich bin bildender Künstler und habe auch schon vor der Pandemie fortlaufend meine Werke auf meinen Blog herlambangbayuaji.webs.com online gestellt. Aber eine „virtuelle Ausstellung“ habe ich nie gemacht.
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Nutzt du Social-Media um deine Werke zu präsentieren? Wenn ja, wie?
Ja, ich nutze facebook und veröffentliche auf Instagram meine Werke wie auch immer wieder deren Arbeitsprozesse. Es gibt auch auf youtube ein paar Sachen von mir zu sehen, aber niemals eine komplette Aufführung, da müssen die Leute schon kommen, um das zu erleben.
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Wenn ja, welches Erfahrungen hast du gemacht? Was waren die Vor- und Nachteile der virtuellen Präsentation? Welche Tipps würdest du anderen KünstlerInnen geben?
Über meine online-Präsentation erreiche ich natürlich auch Leute von weiter weg und das ist jeder Zeit ist möglich. Aber in einer Ausstellung in einer Galerie erlebe ich den Erfahrungsaustausch mit Besuchern, die Stimmung. Daher ist die virtuelle Präsentation meiner Arbeiten mit der Präsentation einer echten Ausstellung überhaupt nicht zu vergleichen.
Ich empfehle anderen Künstlern, das zu tun, was für sie notwendig ist, um ihre Kunst oder Arbeit zu präsentieren und damit ihr Leben zu finanzieren. Besonders in der Zeit der Pandemie brauchen Menschen vieler Berufe echte Unterstützung darunter sind auch Künstler. Es ist toll dass viele Künstler virtuell ausstellen und präsentieren, um so ihrem Publikum zu ermöglichen, Kultur und Kunst durch virtuelle Medien zu erfahren. Aber die Frage, wie die Künstler in der Pandemie die Kosten für ihr Leben decken können, bleibt. Denn nicht alle Künstler konnten Soforthilfe vom Staat bekommen.
Bild von Alex Lackmann
Wayne Götz
Website: https://www.waynegoetz.com/
Hast du während der Pandemie eines deiner Werke online präsentiert?
Ja 😉.
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Nutzt du Social-Media um deine Werke zu präsentieren? Wenn ja, wie?
Ich nutze Social-Media vorwiegend Instagram und Facebook um auf meine Arbeit aufmerksam zu machen. Dazu verwende ich schlicht Storys und Posts. Die Mittel IGTV und Reels benutze ich seltener. 2020 habe ich aber u.a. mittels IGTV für mein Stück You Mean It eine Premiere realisiert.
Aufgrund der Pandemie hat sich meine Perspektive auf diese Medien weiterentwickelt. Beispielsweise habe ich mit meinem Stück BEE ME eine „Handy"-Version gedreht. Hierzu wurde das Straßentheaterstück in einem Greenscreen Studio aufgenommen und die theatrale Arbeit durch filmische Elemente erweitert. Grundsätzlich habe ich ein großes Interesse an digitalem Theater und konnte durch die Pandemie die Möglichkeiten dieser Medien untersuchen und freue mich in diesem Feld weiterzuarbeiten.
Im besten Fall gelingt es mir mit meinem digitalen Inhalt Menschen zu inspirieren.
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Wenn ja, welches Erfahrungen hast du gemacht? Was waren die Vor- und Nachteile der virtuellen Präsentation? Welche Tipps würdest du anderen KünstlerInnen geben?
Nun, also wie gesagt, forsche ich noch an den Möglichkeiten, konnte einiges ausprobieren, mache das weiterhin und genieße die Herausforderungen dieses Feldes. Persönlich denke ich, dass eine große Herausforderung darin besteht, dass man die Medien als neues künstlerisches Mittel begreift. In gewisser Weise fängt man wieder von neuem an, kann die Erzählweisen, die Möglichkeiten und die Herausforderungen wieder ganz neu entdecken. Mit anderen Worten denke ich, dass man in diesen Medien eine neue Form der jeweiligen Disziplin entdecken kann. Vom Straßentheater, über Tanz zur Performance übersetzen sich diese Präsentationsweisen ganz unterschiedlich in den digitalen Raum. Dinge, die sich im gleichen physischen Raum einfach, spielerisch umsetzen, finden im digitalen Raum keinen Platz, gleichzeitig wird Unmögliches für die Bühne eine Leichtigkeit im Digitalen. Zusammengefasst, würde ich sagen, sollte man die Präsentationen im Digitalen als eigene Realität betrachten und diesen Bereich als neuen und anderen Raum begreifen. Das hat mir persönlich sehr geholfen, um lustvoll die künstlerische Arbeit im Rahmen der Pandemie weiter fortzusetzen.
Auf die Frage nach Tipps würde ich sagen, keine Angst haben und voller Freude auch das lustvolle Scheitern zulassen 😉. Wir alle entwickeln und entfalten uns in diesem Bereich neu. Die Werkzeuge, die man für qualitatives Arbeiten benötigt, werden günstiger, sodass die Möglichkeiten vielfältig bleiben.
Abschließend möchte ich aber gerne feststellen, dass für mich persönlich der digitale Raum kein Ersatz für die Begegnung im realen Raum ist, sondern nur eine schöne Erweiterung, um den Genuss von kreativen Arbeiten auch in einer Bahnfahrt auf dem Handy zu ermöglichen.
Bild von Żaneta Falińska
Amelia Eisen
Website: https://ameliaeisen.com/
Hast du während der Pandemie eines deiner Werke online präsentiert?
Ja.
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Nutzt du Social-Media um deine Werke zu präsentieren? Wenn ja, wie?
Ja - ich nutze sie, um die Sichtbarkeit meiner Arbeit zu erhöhen und um für kommende Veranstaltungen und/oder Angebote zu werben. Ich nutze sie auch, um ein wenig mehr über mich selbst zu erzählen, damit die Öffentlichkeit auch etwas über mich als Person erfährt.
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Wenn ja, welches Erfahrungen hast du gemacht? Was waren die Vor- und Nachteile der virtuellen Präsentation? Welche Tipps würdest du anderen KünstlerInnen geben?
Im Juli 2020 präsentierte ich meine eigene Arbeit online über Zoom in Form eines Mini-Festivals. Eigentlich sollte es eine Live-Wiederaufnahme einer früheren Produktion geben, aber ich machte daraus eine digitale Collage aus Aufnahmen der ursprünglichen Bühnenpremiere und neuen, im Freien gedrehten Aufnahmen.
Ein Vorteil davon war, dass ich dieses besondere Stück auf eine neue Art und Weise kennenlernen konnte, neue Details entdeckte und Werkzeuge für den Einsatz von Technologie zur Unterstützung der Botschaft des Stücks lernte.
Ein weiterer Vorteil war, dass Zuschauer aus der ganzen Welt an Workshops zu dem Stück teilnehmen konnten und ein sicherer, intimer Austausch zwischen dem Online-Publikum und den an meiner Produktion beteiligten Künstlern stattfand. Es war eine erfüllendere Erfahrung, als ich erwartet hatte, und es fühlte sich weniger wie eine Wiederaufnahme und mehr wie ein neues Projekt an - und das war in Ordnung.
Einige Nachteile waren, dass ich die Präsenz und Energie des Live-Publikums sehr vermisst habe.
Es war auch viel mehr Arbeit, als ich erwartet hatte, und ich hatte Mühe, die Qualität mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln hoch zu halten.
Ein paar Tipps, die ich anderen Künstlern geben würde, wären, dass man sich im Vorfeld alles genau überlegen sollte, da die meisten von uns keine Erfahrung mit Online-Präsentationen haben und es daher wahrscheinlich mehr Zeit und Arbeit bedeutet als erwartet.
Außerdem würde ich empfehlen, einen authentischen Marketingplan zu erstellen und regelmäßig mit dem Publikum in Kontakt zu treten, um seine Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten und ihm das Gefühl zu geben, in das, was man tut, einbezogen zu werden. Und schließlich: Bleib deiner künstlerischen Vision treu und vermeiden Kompromisse bei der Qualität deiner Online-Präsentationen!
Foto Lazaros
Christina Liakopoyloy Nostos Tanztheater
Website: https://www.nostos-tanztheater.org/
Hast du während der Pandemie eines deiner Werke online präsentiert?
Ja, kurze Solostücke von 10 Minuten, die mit einer Kamera von vorne gefilmt werden. Um ein Tanzstück mit mehreren Tänzern adäquat aufzunehmen, brauchst du einen Experten, ( Filmemacher , Videokünstler) und 4-6 Kameras minimum. Das Material muss dann entsprechend geschnitten und vertont werden.
Das kostet alles viel Geld und ist aufwendig aber dann ist das Ergebnis auch sehr gut.
Ich habe mich dazu entschlossen, zwei Kurzfilme draussen zu drehen. Eine Kamera, eine Tänzerin , ein Filmemacher. Der erste Fox Keeper wurde in Los Angeles Filmfestival für Tanz und Musik mit dem ersten Preis für den besten Film, Choreographie und Tanz ausgezeichnet. Der Filmemacher Joseph Franciosa hatte als wir ihn gedreht haben sehr wenig Geld dafür bekommen. Ok, jetzt kommt er endlich auf seine Kosten. Er wird jetzt in dem Internationalen Filmfestival Mannheim ausgestrahlt. Mal sehen, wie der zweite wird.
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Nutzt du Social-Media um deine Werke zu präsentieren? Wenn ja, wie?
Ja, Instagram und Facebook. Ich veröffentliche Bilder, Texte und Videos, wie Millionen Andere Menschen auch.
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Wenn ja, welches Erfahrungen hast du gemacht? Was waren die Vor- und Nachteile der virtuellen Präsentation? Welche Tipps würdest du anderen KünstlerInnen geben?
Ich glaube nicht, daß man dadurch mehr Publikum generiert. Ich hatte auch eine Facebook Werbung eingeschaltet. Das Verhältnis Werbung -Publikum war unbedeutend. Wenn man eine Webseite nur für die Performance erschafft und einen Profi dafür bezahlt, der nur für diese Veranstaltung zuständig ist und täglich massiv Werbung macht, könnte dies was bringen. Zusätzlich zu Plakaten und Flyerverteilung , selbstverständlich. Man sollte mit 2000 Euro dabei rechnen. Dieses Geld ist mir zu schade, ich bin gegen das Konzept Kunst = Business. Facebook, Insta ist Business! Ich habe einen tollen Plakatierer, der für viel viel weniger, die Aussenwerbung in der Stadt übernimmt. Ein Newsletter mit Infos tut es auch.
Crystal Schüttler
Website: https://www.crystal-semilla.com
Hast du während der Pandemie eines deiner Werke online präsentiert?
Während der Pandemie waren online Präsentationen eigentlich die einzige Möglichkeit
eine tanzinteressierte Öffentlichkeit zu erreichen. Während Tänzer und Choreografen
innerhalb Ihrer Kreationsblase weiter gewirkt haben, gab es keine Möglichkeit, um in
Publikumskontakt zu gehen. Außer Online. Auf dem Land agierend war auch der Kontakt
zu anderen Tanzschaffenden zwar da, jedoch in viel geringerem Umfang, als zuvor. Ich
fand meine Inspiration in meinem ländlichen Umfeld, in der Natur und in meiner
alltäglichen Umgebung. Es entstanden mehrere Solo-Kurzfilme für Erwachsene und auch
junge Menschen, u.a. „Das Hexeneinmaleins“, „World of Witches“, „Forrest Impros“,
„Flippy Floppy Sofa Dance“, „Rocking Christmas“ und „Imagine the Unimaginable“. Viele
Fragen, die die Pandemie aufwarf, versuchte ich auf diesem Wege zu verarbeiten. Je
länger die Pandemie andauerte, desto wogender wurden auch innere Diskurse zum
Wesen des Künstler-Seins in einer Zeit, in der Kunst einerseits das Letzte ist, was die
Menschen anrührt, andererseits jedoch eine Lebensnotwendigkeit zur emotionalen und
rationalen Reflektion darstellt. Je länger die Situation des Lock Down andauerte, desto
mehr gewann letzteres auch in der Allgemeinheit an Stellenwert.
Mit den Tänzern des Zeit Tanz Land Vereins zeigten wir die Kurzvideos „Swimming Pool
Improvisation“, „ZTLV Dance Projects“ und „Words Sensation Space“. Außerdem zwei
Festival-Abende des Festivals „smallformatdance-20“ mit Kurztanzstücken von
Tanzschaffenden der Freien Szene im Raum Rhein Neckar und darüber hinaus, fanden
komplett Online statt. Ebenso wie das abendfüllende Stück „Looping Loop“ mit dem
fiveelefants tanz kollektiv, ein Tanzstück für Kinder und Erwachsene, welches digital seine
Premiere feierte.
Als Einzelkünstlerin nahm ich am Festival „Solitaire Solidaire“ und Beaudelaire- Fleurs de
Mal“, organisiert vom Theater Felina Areal Mannheim teil. Beide Werke, die ich zeigte
wurde zuerst online gezeigt und in beiden Werken, benutze ich einen Gegenstand zum
Tanzen, einmal ein Kissen, das andere Mal Tassen, da sich für mich immer dringlicher der
Sachverhalt zeigte, dass ich Berührung im Tanz nicht nur vermisste, sondern sie mich
quälend an den Rande der Verzweiflung trieb, als ein fehlendes kreatives Potenzial,
welches Tanz sprechen lässt.
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Vimeo-Account: crystal schüttler in videos auf Vimeo
Website:Fotos/Blog/Projekte | SEMILLA (crystal-semilla.com)
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Nutzt du Social-Media um deine Werke zu präsentieren? Wenn ja, wie?
Um ehrlich zu sein rührt mich das Thema der Urheberrechte von verwendeter Musik
gewaltig an, deshalb bin ich eher zurückhaltend die Onlinefilme auf Social Media zu
zeigen. Sie sind für mich eher abgeschlossene Werke und keine Short Shots, die ich nebenbei posten kann. Gerne würde ich sie einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich
machen, damit wäre Social Media eine ideale Plattform, doch die rechtlichen
Verwicklungen lassen mich eher davor zurückschrecken.
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Wenn ja, welches Erfahrungen hast du gemacht? Was waren die Vor- und Nachteile der virtuellen Präsentation? Welche Tipps würdest du anderen KünstlerInnen geben?
In jedem Fall ist die digitale Präsentation eine Bereicherung oder Erweiterung der
Darstellungskunst, jedoch im Sinne des Gedankens: „Segen oder Fluch?“. Einerseits ist
die Möglichkeit viele Menschen zu erreichen viel größer, doch unkontrollierbar endet die
eigene Kunst vielleicht nur als kurzer Click oder vorübergehender Eyecatcher. Es ensteht
keine echte Vibration, wie vor Ort im Theater zwischen Publikum und Tänzer. Die
Spielereien und nachträglichen Beeinflussungen der eigentlichen Choreografie, die sich
sich verbessern, erweitern, ergänzen lässt, sind digital enorm, sie alle gemeinsam mit dem
gefilmten Material bilden eine eigene Kunstsparte. Diese Realität sollte der / die
Tanzschaffende nicht aus den Augen verlieren; das, was wir digital wahrnehmen ist etwas
ganz anderes, als das, was wir direkt empirisch erleben. Dieses Flimmern der Emotionen,
welches im Raum zwischen Zuschauer und Darsteller schwebt ist eine einmalige,
unwiederholbare Situation, welche auf völlig anderer Ebene der Intensität wachrüttelt,
anrührt und bewegt. Online kann ich der Situation im Kasten ausweichen, sie ausblenden,
schlicht den Bildschirm ausschalten. Diese Gewissheit bleibt. Wenn es bequemer ist
wegzuschauen, dann tue ich das. Im Theater oder am Spielort ist die Situation anders. Sie
ist wahrhaftiges Erleben und dabeisein, spüren, dass ist, was ist. Diese Gradwanderung
bringt ein sehr konkretes Gefühl mit sich, nämlich das, mich willkürlich etwas hinzugeben
und mich wieder zurückzuziehen, wie es mir konkret in den Kram passt oder mich bewußt
für etwas zu entscheiden und die Konsequenzen dafür zu tragen. Aus Echtheit und
Entscheidung resultiert Wahrheit und Konfrontation und dadurch eine klare Einstellung zur
Welt und zu sich selbst darin. Meines Erachtens ist das wünschenswert.
In diesem Sinne finde ich, dass die Online-Präsentationen durchaus eine magische Welt
produzieren und wahrhaftig ein Publikum binden können, insofern eine Bereicherung
darstellen, doch ersetzt sie in keinem Maße die Live-Präsentation. Sie fallen in eine Kunst-
Sparte für sich.
Try out virtuelle Stückenentwicklung mit Publikums interaktion via Social Media
Alle Antworten werden in ein ca. 2-3 Minütes Stück einfließen welches auf Social Media Premiere feiert.
Wir fragen uns, können wir dem Publikum durch Soziale Medien Einblicke in unseren kreativen Prozess geben?
Wie können wir die Interaktivität des virtuellen Raums mit darstellender Kunst verbinden?
Wann erlaubst du dir Vergnügen?
Jeden Tag… manchmal vergeht aber auch ein Tag ohne, dann gibts am nächsten halt Doppeltes
Täglich ein kleines, für die Seele. Um im Gleichgewicht zu sein und in Verbindung.
Meistens erst wenn ich denke, dass ich jetzt nicht mehr ohne weiter komme. Obwohl ich das Vergnügen zum Ausgleich bereits früher gebraucht hätte…
Immer mehr, aber noch immer oft, wenn ich „gut produktiv gearbeitet habe“ „das brave mädchen darf mal freude haben“
A little bit every morning
Besonders dann, wenn ich es nicht erwarte, z.Bsp. Beim Meditieren
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Was ist das Geräusch von Vergnügen für dich?
Sanft, eindringlich, steigernd und intensiv
Musik die aus den Lautsprechern bläst und Lachen dazu
Wellen am Strand, WOOHOO – Sound
Der Soundcheck vor einem Konzert, auf das man ewig gewartet hat. Das Stimmen der Instrumente bei einem Orchester. Die S-Bahn, die vor meinem haus die Straße entlang rauscht. Die Stimme eines geliebten Menschen.
Kleiner plätschernder aber nicht rauschender Bach. Eher langsam, insgesamt gleichmäßig und ruhig – aber dabei schon immer wieder variantenreich und teils arrhythmisch
Wenn der Atem sich beruhigt
Lachen und zwar so arg, dass man sich komplett vergisst
Schwer auser Atem sein , nach dem man geweint hat
„Danke“ von einer anderen Person gesagt zu bekommen
Wenn mir jemand sagt dass er mich gern hat (den ich auch gern habe)
Der Satzt „es ist schön dich zu sehen!“ oder „Darf ich dich umarmen?“
Das Geräusch wenn man jemand durch die Kleidung streichelt und wie sich die Kleidung dadurch bewegt.
Wie riecht Vergnügen für dich?
Wald, Blumen, Regen im Sommer, Zitronen auf jeden, Bourbon Vanille, die Haut eines geliebten Menschen, die Luft früh Morgens
Salzige Meeresluft, Kaminfeuer
Gras nach dem Regen
Nach Sternmoos
Klare Bergluft mit etwas Piniengeruch
Flieder und Verveineduft
Feuchte Luft nach dem Sommerregen
Kaffeerösterei, definitiv Schweiß, Feigenbäume, dieser Rasen-Sonnencreme-Pommes-Wasser-Geruch im Freibad, dieses modrog-herbe von Laub am Boden Anfang Herbst
Wo würdest du Vergnügen in deinem Körper lokalisieren?
​Im Bauch, wo es sich dann nach und nach sternförmig seinen Weg in den Rest des Körpers bahnt. Fast ganz oben angekommen werden noch zwei kleine Vergnügungsdepots in den Wangen angelegt. Für später.
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Haut und Beckenorgane
Hinterkopf
In the mind
Nacken, Knie, Bauch
Füße
Bauch!
Magen und Brust
Inner thighs, Herz
In meinem Bauch
Dort wo mich das Gewicht eines anderen Körpers berührt
Kannst du deine Hand zu einer Faust ballen und Vergnügen empfinden?
Ja. Es ist ein Ventil die Wut anzusammeln und gehen zu lassen. Das Vergnügen kommt dann, wenn ich die Faust langsam loslasse.
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Bei mir ist es so ein kerniges, lautes „Ja“ wenn ich das mache, so ein Kampfgeist durch Faust machen, fühlt sich voll gut an